Aktuelles aus der Kinderarche St. Petersburg
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Während der Corona-Zeit laufen alle unsere Programme, wie die Holz- und Metallwerkstatt, Kunstprojekte und Sportaktivitäten, im Haus ununterbrochen weiter. Nur die Aktionen außerhalb der Kinderarche waren während der ersten Welle eingeschränkt gewesen und sind auch jetzt wieder eingeschränkt. Wir sind froh, dass wir mit einem so guten Haus und Gelände gesegnet sind und dass unsere Kinder auf dem Gelände die nötige Bewegungsfreiheit haben.
Corona hat uns auch gesundheitlich getroffen. Einige Mitarbeiter sind daran erkrankt, andere Mitarbeiter sind noch in der Quarantäne. Einen Zwischenfall möchte ich euch nicht vorenthalten: Peter ist bei uns im Kinderheim Familienvater von sechs Kindern, davon vier Pflegekinder und zwei eigene Kinder. Vor wenigen Wochen ging es ihm gesundheitlich so schlecht, dass wir den Notarzt rufen mussten. Er wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert, jedoch sind die russischen Krankenhäuser derzeit so überfüllt, dass keine weiteren Untersuchungen stattfanden. „Allein gelassen“ verschlechtere sich sein Gesundheitszustand am dritten Tag so extrem, dass er innerlich bereits begann mit seinem Leben abzuschließen. So stark hat es ihn getroffen. Wie durch ein Wunder schaffte er es gerade noch eine Krankenschwester zu verständigen. Sofort fing man an ihn zu behandeln und zu beatmen. Schlussendlich sind wir froh, dass er nun wieder gesund und zuhause ist.
Wir nehmen immer wieder neue Kinder auf, denn der Bedarf ist sehr groß. Das Heim ist voll und alle Betten sind belegt. Vor kurzem haben wir drei Kinder aus einer Familie aufgenommen. Die Mutter ist sehr krank, deshalb bat uns das Jugendamt diese Kinder aufzunehmen. Der Vater lebt bereits seit mehreren Jahren getrennt von ihnen und die Kinder mussten leider in der Vergangenheit viele Konflikte miterleben. Man weiß nicht wie die Zukunft der Kinder aussehen wird, dennoch sind wir froh, dass wir derzeit diesen Kindern helfen können.
Vor drei Wochen haben wir einen drei Jahre alten Jungen aufgenommen, der keine feste Bleibe hat. Die Mutter lebt mal hier und mal dort. Als das Jugendamt in Erfahrung brachte, dass das Kind darunter leidet, hat die Behörde der Mutter das Sorgerecht vorübergehend entzogen. Bei ihm und auch einigen anderen Kindern warten wir nun drauf, wie die Gerichte abschließend entscheiden. Ob sie zurück zu ihren Eltern dürfen oder das Sorgerecht den Eltern dauerhaft entzogen wird und sie bei uns bleiben oder in ein städtisches Kinderheim oder in eine Pflegefamilie müssen. Unser Hoffen und Gebete sind, dass sich die Eltern wieder fangen und ihren Lebensstil verändern, damit ihre Kinder zurück in ihre Familie können. Das wäre das Beste für jedes Kind. Wo es jedoch nicht möglich ist, setzen wir uns dafür ein, dass sich gute und fürsorgliche Pflegefamilien den Kindern annehmen.
Die Kinder kommen hier mit unterschiedlichen Schicksalen, darum ist es wichtig, dass wir auch den Kindern, die nur eine kurze Zeit bei uns sind, Geborgenheit, Wärme und Liebe bieten. Dieses Jahr haben wir bereits 12 neue Kinder aufgenommen und 9 Kinder wurden zurück zu ihren Familien, in Pflegefamilien oder ins städtische Kinderheim entlassen.
Aktuell laufen die Vorbereitungen für Weihnachten. Die Kinder bastelten in den Werkstätten was passendes zur Weihnachtszeit. Das Haus ist schon geschmückt und dekoriert und für Weihnachten beinahe vorbereitet. Dieses Jahr werden wir aufgrund der zweiten Corona-Welle nur eine kleine Weihnachtsfeier halten können. Die Kinder bereiten bereits ein Programm vor und fiebern auf das Fest hin. Eine wahre Adventszeit. Leider können wir unsere Freunde, Unterstützer und die Eltern, Verwandte, Jugendamt-Mitarbeiter und Lehrer der Kinder zur Feier nicht einladen. Doch wir geben uns alle Mühe, damit es auch dieses Jahr eine schöne und familiäre Feier sein wird. Der Höhepunkt der Feier wird auch dieses Jahr für die Kinder die Bescherung sein. Jedes Kind ist schon gespannt, was für Geschenke es diese Weihnachten bekommt.